Makulaerkrankungen

Was ist die Makula?

Die „Makula lutea“ (= gelber Fleck) ist ein rundes Gebiet am hinteren Pol des Augapfels und entspricht dem Netzhautzentrum. Sie hat einen Durchmesser von 5-6 mm und enthält eine viel höhere Konzentration des gelben Pigments  als die periphere Netzhaut, wodurch sie ihr Aussehen und Namen erhält.

Im Zentrum der Makula befindet sich die sog. Fovea, eine Einsenkung der Netzhautoberfläche, welche eine hohe Dichte an Seh-Sinneszellen (Zapfen) verfügt und so ein hochauflösendes Sehen zum Lesen, Erkennen von Gesichtern sowie Farbensehen ermöglicht. Erkrankungen der Makula resultieren in einer Verschlechterung des zentralen Sehens und werden daher von Patienten besonders schnell bemerkt.

Altersbedingte Makuladegeneration (AMD)

Die altersbedingte Makuladegeneration (AMD) ist nach dem grauen und dem grünen Star die häufigste Erkrankung der Augen und die häufigste Erblindungsursache in den Industriestaaten im höheren Lebensalter.

Sie ist namensgebend durch eine fortschreitende Degeneration der Makula durch eine altersbedingte Stoffwechselstörung des retinalen Pigmentepithels verursacht, welche zur Anhäufung und Ablagerung von Stoffwechsel-Abfallprodukten, den sog. Drusen, führt. Diese Drusen stören die Sauerstoff- u. Nährstoffversorgung der Sehsinneszellen und führen zu einer Minderversorgung ebendieser, wodurch sie unwiderruflich untergehen. Dadurch kommt es zu irreversiblen Sehstörungen mit Verschwommen- und Verzerrtsehen, während das periphere Sehen und somit die Orientierung im Raum erhalten bleibt. Im Endstadium verbleibt eine Narbe am Sehzentrum mit Verlust des zentralen Sehens bis zur Erblindung.

Bei der Erkrankung wird die trockene von der feuchten AMD unterschieden.

Die trockene AMD ist die häufigste Form und schreitet langsam voran. Eine kausale Behandlung existiert aktuell nicht.

Die feuchte AMD ist deutlich seltener als die trockene Form, verläuft aber aggressiver und schreitet schneller voran, weshalb es in kurzer Zeit zu einem starken Sehverlust kommt. Sie entwickelt sich aus einer trockenen AMD. Durch den Sauerstoffmangel versuchen die minderversorgten Zellen mittels Ausschüttung von Botenstoffen bzw. Wachstumsfaktoren, dem „vascular endothelial growth factor“ VEGF), den Stoffaustausch zu verbessern. Dies hat jedoch die Ausbildung krankhafter Gefäße aus der Aderhaut in die Netzhaut zur Folge, die schließlich zu Flüssigkeitsansammlungen (sog. Makulaödem) und schlimmstenfalls Blutungen in der Makula zur Folge haben. Krankhafte Blutgefäße werden durch eine Farbstoffuntersuchung (Fluoreszenzangiografie) nachgewiesen. Zwar kann die feuchte Maukladegeneration nicht geheilt werden, dennoch ist es möglich den Krankheitsverlauf zu verlangsamen oder aufzuhalten. Dies wird umgesetzt durch die Behandlung mit speziellen Medikamenten (VEGF-Inhibitoren), die direkt in das Augeninnere, den sog. Glaskörperraum (intravitreal), gespritzt werden und das krankhafte Gefäßwachstum unterdrücken.

Der Augenarzt kann Zeichen einer AMD mittels Spiegelung des Augenhintergrundes (Funduskopie) an der Spaltlampe entdecken. Eine detaillierte Diagnostik ist mittels der optischen Kohärenztomografie (OCT) möglich, die die Makula mittels Laserlicht ohne Strahlenbelastung hochauflösend darstellen kann und hervorragend zur Verlaufsbeurteilung der Erkrankung geeignet ist.

Epiretinale Gliose

Eine epiretinale Gliose ist eine Erkrankung der Grenzschicht zwischen Netzhaut und dem Glaskörper. Sie tritt ohne Ursache (idiopathisch) im höheren Lebensalter auf oder nach Traumata des Auges, Netzhautoperationen oder Laserbehandlungen sowie bei diabetischen Veränderungen des Auges. Die Gliose stellt eine dünne Membran auf der zentralen Netzhaut dar, die sich zusammenziehen und schrumpfen kann, was zu einer Faltenbildung und Anhebung der Netzhaut im Makulabereich führt. Betroffene sehen im Zentrum verbogen und verzerrt (Metamorphopsien) und bemerken eine Verschlechterung der zentralen Sehschärfe. Die Erkrankung lässt sich sehr gut mittels der OCT darstellen. Eine medikamentöse Behandlung der epiretinalen Gliose ist aktuell nicht möglich. Die Membran kann nur durch eine Operation des Glaskörpers (Vitrektomie) entfernt werden, indem die Gliose von der Netzhautoberfläche mit einer feinen Pinzette abgezogen wird. Eine Verbesserung der Sehschärfe ist dann langsam über mehrere Monate möglich.

Makulaforamen

Als Makulaforamen bezeichnet man ein Loch in der Mitte der Makula bzw. am Punkt des schärfsten Sehens (Fovea). Das Loch entsteht durch Zug- bzw. Traktionskräfte, ausgeübt durch den hinteren Glaskörper, einem durchsichtigen Gel aus Wasser, Hyaluronsäure und Kollagenfasern, der das Augeninnere ausfüllt, welcher altersbedingt degeneriert und sich schließlich von der Netzhaut abhebt. Hierbei handelt sich um einen normalen Alterungsprozess des Auges und dieser verläuft in der Regel ohne Folgen. Bleibt er jedoch um die Makula bzw. um die Fovea bestehen und zieht weiter an der zentralen Netzhaut, so spricht man von einer vitreo-makulären Traktion. Die Folge ist eine Verziehung der Makula, die nicht mehr ihre normale anatomische Form annimmt, und es kommt zu einer Minderung der zentralen Sehschärfe sowie Verzerrtsehen.

Im schlimmsten Fall zieht der Glaskörper so sehr an der Netzhaut, dass er ein Loch hineinreißen kann. Auch hier kommt es wie bei den meisten Makulaerkrankugen zu Verschwommensehen und Metamorphopsien.

Große Makulalöcher können sehr gut mittels der Augenspiegelung an der Spaltlampe entdeckt werden. Kleinere Löchere oder die vitreomakuläre Traktion sind durch die OCT sehr detailliert darstellbar.

Behandelt wird das Makulaforamen durch einen operativen Eingriff, die sog. Vitrektomie, bei der der Glaskörper entfernt, die Zugkräfte am Netzhautzentrum gelöst werden und die Netzhaut am Punkt des schärfsten Sehens durch eine vorübergehende Gastamponade wieder entfaltet wird.

Makulaödem

Ein Makulaödem ist eine Ansammlung von Flüssigkeit in der Makula, dem zentralen Bereich der Netzhaut, der für das scharfe Sehen verantwortlich ist. Diese Flüssigkeitsansammlung führt zu einer Verdickung der Makula und kann die Sehschärfe erheblich durch Verschwommensehen und Verzerrtsehen beeinträchtigen. Verschiedene Ursachen können zu einem Makulaödem führen, darunter die diabetische Retinopathie, ein retinaler Gefäßverschluss, das Irvine-Gass-Syndrom und eine Regenbogenhautentzündung (Uveitis).

  • Diabetische Retinopathie:
    Dies ist eine häufige Komplikation von Diabetes und tritt auf, wenn chronisch hohe Blutzuckerwerte die Blutgefäße in der Netzhaut schädigen. Diese Schäden können zu einer Leckage von Flüssigkeit und Blut in die Netzhaut führen, was ein Makulaödem verursachen kann.
  • Retinaler Gefäßverschluss:
    Ein retinaler Zentralvenen- oder Venenastverschluss führt zu einem erhöhten Druck und einer Blutstauung in der betroffenen Region der Netzhaut, was zu Schwellungen und Flüssigkeitsansammlungen in der Makula und damit ein Makulaödem zur Folge haben kann.
  • Irvine-Gass-Syndrom:
    Dieses Syndrom tritt nach Augenoperationen, insb. nach einer Kataraktoperation auf, und ist eine Form des zystoiden Makulaödems. Es wird durch einen verlängerten und größeren Entzündung im Augeninneren nach der Operation verursacht, die zu Flüssigkeitsansammlungen in der Makula führen.
  • Uveitis:
    Eine entzündliche Erkrankung der Regenbogenhaut (Iris, Ziliarkörper und Aderhaut), die durch Infektionen, Autoimmunerkrankungen oder unbekannte Ursachen ausgelöst werden kann. Die Entzündung führt durch bestimmte Botenstoffe, die im Rahmen des entzündlichen Prozesses ausgeschüttet werden, zu einer erhöhten Gefäßdurchlässigkeit und damit zu einer Flüssigkeitsansamllung in der Makula.

Alle Formen des Makulaödems lassen sich mittels der optischen Kohärenztomografie (OCT) zur detaillierten Visualisierung der zentralen Netzhautstrukturen und damit des Makulaödems darstellen. Mit der OCT lassen sich intraretinale (innerhalb der Netzhaut) oder subretinale (unter der Netzhaut) Flüssigkeitsansammlungen genau lokalisieren, und die Makuladicke messen, um den Schweregrad des Ödems zu bestimmen.

Abhängig von der Ursache des Makulaödems werden unterschiedliche Therapieansätze verwendet. Während beim entzündlich bedingten Makulaödem (Irvine-Gass-Syndrom) oder der Uveitis mit entzündungshemmenden Augentropfen oder Tabletten behandelt werden kann, müssen beim Makulaödem im Rahmen einer diabetischen Retinopathie oder eines retinalen venösen Gefäßverschlusses zwangsweise intravitreale Injektionen mit Anti-VEGF-Wirkstoffen oder Kortikosteroiden in den Glaskörperraum des Auges angewandt werden, um das Makulaödem zu therapieren.